Seit Freitagnacht befinde ich mich im Ausnahmezustand und zeitgleich auch in einem interessanten Experiment. Ich vergaß mein Handy in einem Mietwagen. Die Zeit zwischen Verlust und Bemerken lag bei erstaunlichen vier Stunden. Das ist für mich, süchtig nach Instagrambildern, Facebook-Aktualisierungen und neuen Blogposts, eine erhebliche lange Zeit ohne Input.
Die Erkenntnis und der darauf folgende Schock dauerten verhältnismäßig kurz an. Kalter Entzug also. Der Liebsten versüßte mir diese schmerzhafte Erfahrung, weil er zum einen ganz selbstlos sein Telefon zur Befriedigung meiner Bedürfnisse bereitstellte und zum anderen alles Menschenmögliche versuchte, mein geliebtes Telefon wieder zu lokalisieren. Ich saß nur in Schockstarre da, schaukelte hin und her und trauerte um den verlorenen Schatz.
Nach einem ganzen Wochenende ohne Telefon kann ich nicht sagen, dass ich mich besser fühle. Der Zwang alle paar Minuten den Zeiträuber in die Hand zu nehmen und jede reale Kommunikation verstummen zu lassen, lässt langsamst nach. Dennoch bemerke ich Veränderungen an mir. Ich denke plötzlich Gedanken zu Ende ohne sie durch Instagramfotos zu unterbrechen. Ich greife auf andere Methoden zurück, wenn ich Verabredungen treffen will. An Verabredungen muss ich mich dann auch halten. 10 Minuten vorher absagen, weil mich andere Sachen mehr interessieren, geht nicht mehr. Ich stelle mich also endlich wieder der Realität. Augen auf, wenn ich die Straßen entlang laufe, kein Verstecken hinter einem Display. Ich bin gespannt, wie lange ich das durchhalte oder, ob ich daran zerbrechen werde.
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