Dienstag, 27. November 2012


Das Wochenende war kurz, intensiv und hinterlässt eine brennende Frage. Wieso freut man sich mittlerweile für den Erfolg eines Menschen, mit dem man noch kein einziges Wort gewechselt hat, mehr, als für manch eigenen? Die Virtualität der Welt macht es möglich, dass man am Leben von Menschen auf "stille" Art und Weise teilhaben kann. Man sieht was sie essen, trinken, wo sie ihren Urlaub verbringen, wo sie feiern, wen und was sie lieben und was sie sich aufbauen.

Wenn sie etwas Neues auf die Beine stellen, feiert man den Erfolg mit ihnen, als wäre es der eigene. Als hätte man selbst wie irre geschuftet, um das Ziel zu erreichen. Wie kommt es, dass man das Gefühl hat, man kenne alle, aber in Wirklichkeit kennt man keinen vermutlich nicht einmal sich selbst? Verliert man sich in Strudel der Sozialen Netzwerke und vergisst darüber seine eigenen Beziehungen?

Donnerstag, 22. November 2012


Hin und wieder verschwinden Menschen aus dem Leben. Nicht für immer, aber über einen vorher nicht genau festgelegten Zeitraum sind sie einfach weg. Über diverse Kanäle kann man verfolgen, was sie tun und mit wem und wo sie sich vergnügen, aber ansonsten herrscht absolute Funkstille. Das ist keine böse Absicht, vielmehr bringt uns der Sozialstress dazu, Kontakte über eine Grenze von 400 Kilometern nicht weiter zu pflegen. Dann trifft es sich gut, wenn einer der Betroffenen zufällig wieder in der Stadt ist. Man sieht sich, wechselt anfangs einige Worte und sofort ist das altbekannte, gute Gefühl wieder da. Mit solchen Menschen fühlt man sich sofort wieder gut. Auch wenn der Tag noch so schlimm, traurig, elendig oder anstrengend war. Doch solchen Begegnungen haftet immer der Geschmack von Schuldgefühlen an. Wieso kann man sich nicht mehr bemühen? Wieso ist aus den Augen immer auch ein wenig aus dem Sinn?
V. ist ein Profi im Kontaktpflegen. So sehr, dass mich jeder Anruf, jede Nachricht und jedes andere Lebenszeichen daran erinnert, wie sehr ich meine Lieben vernachlässige, während ich mich in Ekel und Faszination für mein eigenes Leben verliere. V. hält Kontakt nach Berlin, nach Paris, nach Malmö und weiß der Himmel sonst noch wo. Ich habe schon Schwierigkeiten damit, meine Kontakte in meinem Wohnumfeld nicht einrosten zu lassen. Zum Glück gibt es Menschen wie T. und C., die einem solcherlei Nachlässigkeiten nicht nachtragen und das Wiedersehen dafür immer um so schöner machen.

Mittwoch, 21. November 2012




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Montag, 19. November 2012

Im November wird es ruhig. Alles entschleunigt und holt Luft vor den Adventswochen, den Feiertagen und der Silvesterparty. Die Welt kühlt ab und verharrt in Frost. Der November ist die Pause unter den Monaten, ein Monat - der gelinde gesagt - eine Verschwendung im Kalender ist. Kalt, grau, nass, stürmisch und nicht zu gebrauchen. Ist es nicht schöner, wenn der goldene Herbst sofort in einen schönen, schneeweißen Winter übergehen würde? Sicherlich würde sich das auch positiver auf die Gefühlswelt sämtlicher Novembermitmenschen auswirken und mir Szenarien, wie das heutige ersparen.

Montagmorgen, am Abgrund der Müdigkeit, wird einem plötzlich das Vergnügen zuteil, den Weg zur U-Bahn in Begleitung eines charmant keifenden Pärchens zurückzulegen. Worum es ging, kann ich gar nicht genau sagen, aber der Streit war schon in vollem Gange, als sie sich Ecke Schliemannstraße an meine Fersen hefteten. An der Kreuzung Pappelallee schaukelte sich alles noch mal richtig hoch und selbst, als ich am Alexanderplatz aus der Bahn flüchtete, waren beide Akteure immer noch in der schönsten Streiterei. Auf nüchternen Magen ist so etwas nur schwer zu ertragen und selbst mit der soliden Basis von Müsli, Ei und Kaffee noch immer eine harte Nummer. Streiten halb neun morgens, in aller Öffentlichkeit und mit einer unermesslichen Ausdauer ist möglicherweise für den einen die Würze in der Beziehung und für den anderen das nötige Ventil um den Montagmorgen im Büro vorzubereiten, für den unfreiwilligen Zuschauer/-hörer ist es jedoch nur eins: anstrengend. Wenn eine Woche im November so beginnt, bleibt einem nur die zweite Tasse Kaffee und eine enorme Portion Optimismus, die es vielleicht noch richten können.


Freitag, 2. November 2012

Wenn man am letzten Sonntag im Oktober so von der Sonne verwöhnt wird, dass man statt des ursprünglichen Weges zum Tiergarten einfach den Weg nach Warnemünde einschlägt, dann weiß man, dass das Leben es manchmal richtig gut mit einem meint. Einen ausgedehnten Strandspaziergang inklusive Räucherfisch und Abendessen später streichelt man sich noch während der Rückfahrt über den gut gefüllten Bauch und verwart das Erlebte für schlechte Zeiten sicher im Gedächtnis.