Freitag, 4. Juli 2008

Regenwettergefühlschaos

Ich sitze an der Haltestelle meiner Tram und warte auf eben diese. Während ich so dasitze, Musik im Ohr, den Takt mitwippend, fällt mein Blick auf die missmutig vor sich hinschimpfende, gut in Regenjacke und Regenkopftuch eingepackte Oma, die sich ihren beschwerlichen Weg vorbei an den fröhlich vor sich hinblubbernden Pfützen bahnt. Kann ich so gar nicht verstehen, so schlechte Laune... Immerhin haben wir Juli und die restliche Woche war ausgesprochen warm, um nicht zu sagen heiß. Was also ist gegen ein prickelnd frisches, kitzliges Regengefühl im Gesicht, lustig an das Fenster klopfende Tropfen und bunte Gummistiefel zum in die Pfützen platschen einzuwenden? Endlich kann man wieder seine Lieblingslederjacke aus dem Schrank holen. Die, die man schon im Winter anhatte, wenn es auch viel zu kalt war. Endlich kann man unter dem Regenschirm hervor, fremde Männer anflirten und sich anschließend über ihren tapsigen Versuch, einem unter den Schirm zu schauen, amüsieren. Im Grunde ist gegen so einen Regentag nichts einzuwenden, denke ich.
In diesem Moment fährt die, von der Oma sehnlichst herbeigewünschte Tram ein. Kurz bevor die Tür aufgeht, erhasche ich einen Blick auf das, was sich da in der dunklen, leicht zerkratzen Glastür spiegelt. Ich bin entsetzt. Dieses grauenvolle Regenwetter macht einem echt jeden Versuch von Frisur zunichte. Was morgens vor dem Spiegel noch als „eigentlich ganz hübsch" durchgeht, ist jetzt ein „verdammte, wo ist meine Mütze" Bad-Hair-Day. Dann macht sich auch bemerkbar, dass auf meine nassen Weg zur Tramhaltestelle, der Regen unaufgefordert meine Hosenbeine hinaufgeklettert ist und jetzt nicht nur kalte Füße, sondern auch klamme Waden zaubert. Und plötzlich vermittelt einem der vormals „prickelnd frische" Regentag ein viel zu frühes Gefühl von Herbst, das man jetzt eigentlich noch gar nicht haben will. Auf dem Weg zur Arbeit bin ich dann gefühlsmäßig wieder eine typische, meckernde und motzende Berlinerin.

1 Kommentar:

Nekodemus hat gesagt…

ja, ja, der Oma erging es ähnlich. Die hatte ihre "Bad Hair Days" schon des öfteren und konnte über Dich nur leise in sich hinein lächeln.