Dienstag, 5. April 2011

Culture Clash.

Montag Morgen. Gegen Sieben Uhr ist die Tram so wahnsinnig voll, dass man es kaum glauben mag. Hat man sich endlich einen Platz erkämpft und ist ein bisschen Glück im Spiel, dann kann man manchmal Zeuge eines amüsanten Schauspiels werden.
Marienburger Straße. Die Türen öffnen sich und ein Schwall Menschen schiebt sich hinein. Unter ihnen auch ein zartes, geschniegeltes Mädchenmädchen. Die langen dunklen Haare sind glatt gebügelt und rahmen ihr zartes, vornehm blaßes Gesicht hübsch ein. Unter dem Blazer trägt sie ein wadenlanges schwarzes Leinenkleid dazu lilafarbende Lackballerinas mit adrettem Spangenverschluss. Über der Schulter baumelt eine, auf den ersten Blick teuere Handtasche mit einem vermutlich noch viel teureren Seidentuck bestückt. Aufgrund des geringen Platzes bleibt das Mädchenmädchen direkt am Eingang stehen.
Knaackstraße. Die Türen schieben sich ein weiteres Mal auseinander. Menschen drängen aus der Bahn und wieder hinein. In der Nähe des Mädchenmädchen taucht eine Göre auf. Ihre Beine stecken in wild gemusterten Haremshosen, die Füße in ausgelatschten Turnschuhen. Eine Addidasjacke in braun schützt sie vor Wind und Regen. Um den Hals ein ausgefranstes Tuch. Die Haare zu einem wirren Knäul gebunden. Überall kringeln kleine Locken aus dem Wuschelzopf. Die Fingernägel kurz, abgebissen und schwarz lackiert. Die Göre schaut sich ein wenig um. Ihr Blick bleibt am Mädchenmädchen hängen, welches gerade mit akribischer Sorgfalt das teure Seidentuch an der teuren Tasche zu einer ordenlichen Schleife bindet und die Enden sorgsam glatt streicht. Ganz vertieft in ihre Arbeit bemerkt sie nicht den Blick der Göre, der sie von oben bist unten mustert. Im Gesicht der Göre ist plötzlich wahnsinnig viel Bewegung. Die kleine Nase kräuselt sich, die dunkeln Augen blicken plötzlich nicht mehr müde sonder spöttisch drein und der Mund verzieht sich zu einem verächtlichen Grinsen. Von all dem bemerkt das Mädchenmädchen jedoch nichts.
Memhardtstraße. Die Türen öffenen sich zum vorletzen Mal. Das Mädchenmädchen wird mit einem Traube Menschen auf die Straße gedrückt. Man hört noch kurz der Klackern der Absätze ihrer Lackballerinas. Dann ist sie aus dem Bild entschwunden. Übrig bleibt die Göre, die nun etwas ratlos ihren speckigen Rucksack betrachtet. Nach wenigen Minuten legt sich ein zufriedenes Lächel auf das vormals spöttische Grinsen. Scheinbar ist auch die Göre mit ihrem Leben vollkommen zufrieden.

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